02.09.2010, 00:14
Dieses Thema habe ich eröffnet um eure meinung zu diesem Hernn und zu seinem Buck zu hören.
Infos über Thilo Sarrazin:
PRO:
CONTRA:
Quelle:
Quelle
Videos zu Thilo Zarrazin:
Spiegel TV
Hart aber Fair Part 1 (01.09.2010)
Hart aber Fair Part 2 (01.09.2010)
Ich freue mich auf eure meinung und werde natürlich dazu Stellung nehmen.
MFG
Dsaddicted
Infos über Thilo Sarrazin:
„Deutschland schafft sich ab“, heißt das Buch des Bundesbankvorstands und Ex-Senators Thilo Sarrazin, dass selbst die Kanzlerin so erbost, dass sie eine öffentliche Kündigungsempfehlung an das Geldinstitut abgibt. Sarrazins These: Durch Geburtenmangel sei Deutschland in knapp einhundert Jahren muslimisch geprägt. Mangelnde Integration und falsche Sozialpolitik zerstören das Land. Vor allem muslimische Migranten zeigten sich in erschreckender Weise resistent gegen alle Bemühungen zur Eingliederung, schreibt Sarrazin und belegt seine Thesen mit Statistiken.
PRO:
Zunächst zur Klarstellung: Es soll hier nicht um die gewagten Genetik-Thesen Sarrazins gehen, sondern um seine Sicht auf Sozial- und Migrationspolitik. Hier hat Sarrazin schon deshalb recht, weil seine Kritiker sich zwar erstaunlich erregen, aber noch nirgends von einer sachlichen Korrektur zu hören war. Anstatt über „nicht hilfreich“ (Angela Merkel) oder Ausgrenzung zu reden, müsste die Erwiderung auf Sarrazin eigentlich lauten: Seine Zahlen stimmen nicht, hier sind die korrekten, Integration von Muslimen ist eine Erfolgsgeschichte. Ich habe in dieser Richtung bislang nichts vernommen.
Interessant ist auch, warum Sarrazin von übel ist, zurücktreten und aus der SPD ausgeschlossen werden soll, wenn die Zahlen, die er nennt alle längst bekannt sind, wie Kritiker immer wieder abwinkend erklären. Wo ist dann der Frevel?
Er bediene Untergangsängste der Deutschen, wirft man Sarrazin vor und hält es offenbar für eine Kollektiv-Psychose. Da mag ja etwas dran sein, nur wenn man diese Ängste als etwas Lächerliches, aus der Luft Gegriffenes beiseite wischt, ist es noch lange kein Argument. Es ist eher eine Erwiderung von der Güte jener inzwischen zu Recht in Verruf geratenen Bank-Beratung: Es ist bisher immer gut gegangen, es hat Deutschland immer gegeben und wird es auch weiter geben. Glaubet fest daran, auch wenn ihr anderes seht.
Dann heißt es, Deutschland werde in Zukunft halt ein anderes sein. Nun gut, aber das muss man nicht mögen. Man darf sogar sagen, dass man es nicht will. Sarrazins nüchterner Blick auf Migration und kulturelle Unverträglichkeiten ist sogar überaus hilfreich, weil er einen breiten Mainstream aufschreckt, dessen freundliche multikulturelle Visionen eher den „Märchen aus 1001 Nacht“ entlehnt sind als der Realität. Es ist jener Mainstream, der es tatsächlich geschafft hat, selbst eher skeptischen Konservativen einzureden, die früheren „Gastarbeiter“ seien „Einwanderer“. Dabei sind die meisten Türken alles andere als aus der Türkei ausgewandert, und schon gar nicht kamen sie her, um Deutsche zu werden. Sie wollten hier arbeiten. Nicht mehr und nicht weniger.
Die simple, aber immer wieder verleugnete Wahrheit ist doch, dass die Globalisierung uns nicht alle zu Weltbürgern macht, sondern dass wir unsere Nationalität und Identität überall auf dem Globus mitnehmen können. Mit all den Problemen, die daraus entstehen.
An diesem Punkt verzahnen sich Migrations- und Sozialpolitik. Sarrazin schreibt gegen einen Zeitgeist an, der Integration und soziale Teilhabe zuerst als Bringschuld der Gesellschaft sieht und harte, wenn nötig erzwungene Anstrengungen des Einzelnen als unziemliche Härte betrachtet. Erst muss der Hartz-IV-Satz auskömmlich sein, dann darf man Bemühungen um einen Job verlangen. Wenn überhaupt.
Bei den muslimischen Zuwanderern ist es noch absurder: Wir, das Einwanderungsland, sollen die Einwandernden gefälligst per Bildung und umfassenden Integrationsbemühungen fit machen für das Leben hier. Der Clou: Wir brauchen die Einwanderer, heißt es, um das Sozialsystem zu finanzieren, in das diese verstärkt einwandern. Merkt noch jemand was?
Sarrazins Buch fällt aber auch deshalb auf so fruchtbaren Boden, weil es ungute Ahnungen ausspricht, unsere an allem (auch sich selbst) zweifelnde, durchindividualisierte Gesellschaft habe womöglich keine Antwort auf eine Kultur, die sich mit einer vormodernen Religiosität, selbstverständlicher Fruchtbarkeit und einem hermetischen Gemeinschaftssinn gegen westliche Zersetzung wappnet. Aber das darf man vermutlich auch wieder nicht denken.
Interessant ist auch, warum Sarrazin von übel ist, zurücktreten und aus der SPD ausgeschlossen werden soll, wenn die Zahlen, die er nennt alle längst bekannt sind, wie Kritiker immer wieder abwinkend erklären. Wo ist dann der Frevel?
Er bediene Untergangsängste der Deutschen, wirft man Sarrazin vor und hält es offenbar für eine Kollektiv-Psychose. Da mag ja etwas dran sein, nur wenn man diese Ängste als etwas Lächerliches, aus der Luft Gegriffenes beiseite wischt, ist es noch lange kein Argument. Es ist eher eine Erwiderung von der Güte jener inzwischen zu Recht in Verruf geratenen Bank-Beratung: Es ist bisher immer gut gegangen, es hat Deutschland immer gegeben und wird es auch weiter geben. Glaubet fest daran, auch wenn ihr anderes seht.
Dann heißt es, Deutschland werde in Zukunft halt ein anderes sein. Nun gut, aber das muss man nicht mögen. Man darf sogar sagen, dass man es nicht will. Sarrazins nüchterner Blick auf Migration und kulturelle Unverträglichkeiten ist sogar überaus hilfreich, weil er einen breiten Mainstream aufschreckt, dessen freundliche multikulturelle Visionen eher den „Märchen aus 1001 Nacht“ entlehnt sind als der Realität. Es ist jener Mainstream, der es tatsächlich geschafft hat, selbst eher skeptischen Konservativen einzureden, die früheren „Gastarbeiter“ seien „Einwanderer“. Dabei sind die meisten Türken alles andere als aus der Türkei ausgewandert, und schon gar nicht kamen sie her, um Deutsche zu werden. Sie wollten hier arbeiten. Nicht mehr und nicht weniger.
Die simple, aber immer wieder verleugnete Wahrheit ist doch, dass die Globalisierung uns nicht alle zu Weltbürgern macht, sondern dass wir unsere Nationalität und Identität überall auf dem Globus mitnehmen können. Mit all den Problemen, die daraus entstehen.
An diesem Punkt verzahnen sich Migrations- und Sozialpolitik. Sarrazin schreibt gegen einen Zeitgeist an, der Integration und soziale Teilhabe zuerst als Bringschuld der Gesellschaft sieht und harte, wenn nötig erzwungene Anstrengungen des Einzelnen als unziemliche Härte betrachtet. Erst muss der Hartz-IV-Satz auskömmlich sein, dann darf man Bemühungen um einen Job verlangen. Wenn überhaupt.
Bei den muslimischen Zuwanderern ist es noch absurder: Wir, das Einwanderungsland, sollen die Einwandernden gefälligst per Bildung und umfassenden Integrationsbemühungen fit machen für das Leben hier. Der Clou: Wir brauchen die Einwanderer, heißt es, um das Sozialsystem zu finanzieren, in das diese verstärkt einwandern. Merkt noch jemand was?
Sarrazins Buch fällt aber auch deshalb auf so fruchtbaren Boden, weil es ungute Ahnungen ausspricht, unsere an allem (auch sich selbst) zweifelnde, durchindividualisierte Gesellschaft habe womöglich keine Antwort auf eine Kultur, die sich mit einer vormodernen Religiosität, selbstverständlicher Fruchtbarkeit und einem hermetischen Gemeinschaftssinn gegen westliche Zersetzung wappnet. Aber das darf man vermutlich auch wieder nicht denken.
CONTRA:
Hat Thilo Sarrazin recht? Schaffen wir uns ab? Sollten wir, wenn es weder mit dem Export- noch dem Fußball-Weltmeistertitel klappt und nur noch Lena Meyer-Landrut die Nation zusammenhält, Deutschland in die geordnete Insolvenz führen? Um zu vermeiden, dass kraft anatolischen Geburtenvorsprungs Deutschland zu einem riesigen Neukölln wird, einem muslimischen Einheitsghetto, in dem der Muezzin täglich im Morgengrauen die letzten Ureinwohner aus dem Schlaf reißt?
Thilo Sarrazin ist prominent und geschäftstüchtig schlaflos, wenn er nachts an Deutschland denkt. Sein vermeintlicher Weckruf aber ist von vorgestern und rückwärtsgewandt. Er träumt anscheinend von einem Deutschland ohne Moscheen (also vor 1916, als in Wünsdorf die erste errichtet wurde) und ohne muslimische Minderheiten (also vor 1961, als die Bundesrepublik begann, Arbeiter aus der Türkei anzuwerben). Er argumentiert kulturalistisch, wie es auch am rechten Rand en vogue ist, und mischt Genetik, Statistik und Vorurteile hinein. Sein Traum von einer vermeintlich besseren alten Zeit hat keine neue Substanz, bricht kein Tabu. Denn die Statistiken über Schulprobleme türkischer und arabischer Migrantenkinder sind bekannt, und über Integration wird wirklich ausreichend diskutiert. Sarrazins Buch ist reine Provokation eines alternden Meisters auf diesem Gebiet. Auch Privilegierte haben Stammtische, sie heißen Sachbuch und Talkshow.
Sarrazins Buch und die Empörung darüber aber sind exemplarisch, sie zeigen eine Gemengelage deutscher Ängste: Vor der Demografiefalle, vor dem (gefährlichen) Fremden, vor einer ehrlichen Integrationsdebatte, vor dem Abstieg der Mittelschicht, vor den Armen und der gesellschaftlichen Sprengkraft ihrer Probleme. Deutschland werde dümmer, so Sarrazins These, weil Unterschichts- und Migrantenfrauen überdurchschnittlich viele Kinder bekommen. Intelligenz sei zu 50 bis 80 Prozent erblich. Das ist zunächst einmal ein himmelweiter Unterschied und bietet zudem nicht notwendigerweise Grund zum Pessimismus.
Dabei haben wir gar keine Wahl, als Optimisten zu sein. Keine andere Möglichkeit, als Bildung zu ermöglichen für die Hartz-IV-Kinder aus Frankfurt (Oder) und die Migrantenkinder aus Frankfurt (Main) und Neukölln, damit dieses Land seinen Wohlstand erhalten kann. Keine andere Chance als fördern und fordern bei der Integration. Keine andere Zukunft als ein offenes Deutschland, in dem Religion und die Anzahl der Umlaute im Namen keine Rolle spielen, in dem vermeintliche Traditionen aber auch deutlich an die Grenzen des Rechtsstaats stoßen. Keine Wahl, wenn wir Wachstum wollen, als die Einreisebestimmungen und die Aufnahme hierzulande attraktiv für den Zuzug ausgebildeter Fachkräfte zu machen, damit dieses Land sich sein Sozialsystem und eine Kinder- und Bildungsoffensive überhaupt leisten kann.
Das im Frühjahr vorgestellte Integrationsbarometer stellt übrigens fest, dass Integration in Deutschland in großen Teilen eine ziemlich lautlose Erfolgsgeschichte ist – stärker in den westdeutschen Groß- und Mittelstädten als in der Metropole, die Sarrazin als Finanzsenator kennt. Neukölln ist eben nicht überall. Hat die Bundesrepublik Unterschichtenimport betrieben? Ja, längst bekannt. Gab es Versäumnisse bei der Integration? Ja, natürlich. Gibt es Familien, die über Generationen vom Staat leben? Natürlich gibt es auch die. Aber gibt es hierzulande Unruhen wie in Frankreich, gibt es politische Morde wie in den Niederlanden, entscheiden Populisten Wahlen? Nein. Hier gibt es nur den Zirkus Sarrazin. Das ist aber wirklich kein Grund, sich abzuschaffen.
Thilo Sarrazin ist prominent und geschäftstüchtig schlaflos, wenn er nachts an Deutschland denkt. Sein vermeintlicher Weckruf aber ist von vorgestern und rückwärtsgewandt. Er träumt anscheinend von einem Deutschland ohne Moscheen (also vor 1916, als in Wünsdorf die erste errichtet wurde) und ohne muslimische Minderheiten (also vor 1961, als die Bundesrepublik begann, Arbeiter aus der Türkei anzuwerben). Er argumentiert kulturalistisch, wie es auch am rechten Rand en vogue ist, und mischt Genetik, Statistik und Vorurteile hinein. Sein Traum von einer vermeintlich besseren alten Zeit hat keine neue Substanz, bricht kein Tabu. Denn die Statistiken über Schulprobleme türkischer und arabischer Migrantenkinder sind bekannt, und über Integration wird wirklich ausreichend diskutiert. Sarrazins Buch ist reine Provokation eines alternden Meisters auf diesem Gebiet. Auch Privilegierte haben Stammtische, sie heißen Sachbuch und Talkshow.
Sarrazins Buch und die Empörung darüber aber sind exemplarisch, sie zeigen eine Gemengelage deutscher Ängste: Vor der Demografiefalle, vor dem (gefährlichen) Fremden, vor einer ehrlichen Integrationsdebatte, vor dem Abstieg der Mittelschicht, vor den Armen und der gesellschaftlichen Sprengkraft ihrer Probleme. Deutschland werde dümmer, so Sarrazins These, weil Unterschichts- und Migrantenfrauen überdurchschnittlich viele Kinder bekommen. Intelligenz sei zu 50 bis 80 Prozent erblich. Das ist zunächst einmal ein himmelweiter Unterschied und bietet zudem nicht notwendigerweise Grund zum Pessimismus.
Dabei haben wir gar keine Wahl, als Optimisten zu sein. Keine andere Möglichkeit, als Bildung zu ermöglichen für die Hartz-IV-Kinder aus Frankfurt (Oder) und die Migrantenkinder aus Frankfurt (Main) und Neukölln, damit dieses Land seinen Wohlstand erhalten kann. Keine andere Chance als fördern und fordern bei der Integration. Keine andere Zukunft als ein offenes Deutschland, in dem Religion und die Anzahl der Umlaute im Namen keine Rolle spielen, in dem vermeintliche Traditionen aber auch deutlich an die Grenzen des Rechtsstaats stoßen. Keine Wahl, wenn wir Wachstum wollen, als die Einreisebestimmungen und die Aufnahme hierzulande attraktiv für den Zuzug ausgebildeter Fachkräfte zu machen, damit dieses Land sich sein Sozialsystem und eine Kinder- und Bildungsoffensive überhaupt leisten kann.
Das im Frühjahr vorgestellte Integrationsbarometer stellt übrigens fest, dass Integration in Deutschland in großen Teilen eine ziemlich lautlose Erfolgsgeschichte ist – stärker in den westdeutschen Groß- und Mittelstädten als in der Metropole, die Sarrazin als Finanzsenator kennt. Neukölln ist eben nicht überall. Hat die Bundesrepublik Unterschichtenimport betrieben? Ja, längst bekannt. Gab es Versäumnisse bei der Integration? Ja, natürlich. Gibt es Familien, die über Generationen vom Staat leben? Natürlich gibt es auch die. Aber gibt es hierzulande Unruhen wie in Frankreich, gibt es politische Morde wie in den Niederlanden, entscheiden Populisten Wahlen? Nein. Hier gibt es nur den Zirkus Sarrazin. Das ist aber wirklich kein Grund, sich abzuschaffen.
Quelle:
Quelle
Videos zu Thilo Zarrazin:
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Hart aber Fair Part 1 (01.09.2010)
Hart aber Fair Part 2 (01.09.2010)
Ich freue mich auf eure meinung und werde natürlich dazu Stellung nehmen.
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